Von der Einsamkeit auf Reisen

Den folgenden Blogpost habe ich relativ zu Beginn meiner Reise und ursprünglich auf Englisch geschrieben. Keine Ahnung, ich fand es klang besser und irgendwie schossen mir die Zeilen einfach so durch den Kopf.
Also schrieb ich sie auf. Ich habe sie dann einem australischen Freund geschickt, weil er stets meint, dass ich so mutig sei, alleine zu reisen.
Ich hatte nie vor gehabt den Text als Blogpost zu schreiben, er überredete mich jedoch dazu.
Er meinte "Menschen wollen wissen, wie es wirklich ist."

Und er hatte recht.
Hier also der übersetzte Text.
Hier, wie es wirklich ist.


Wann immer ich jemanden auf meiner Reise kennen lerne, ob im Bus oder im Hostel, kommt die Frage auf, ob ich alleine reise. Oft schon nach wenigen Minuten.
"Ja, das tue ich."
Und ich bin stets ein bisschen stolz das zu sagen. Stolz, dass ich alles alleine organisiere. Ich bin jung, und doch reise ich alleine. 

Nicht selten antwortet mein Gegenüber überrascht, beinahe bewundernd. Mir wird gesagt, das sei außerordentlich mutig, tapfer. Sie hätten Respekt davor und dass sie es cool finden.
Und sie haben Recht.
Es ist mutig. Und cool.
Meistens.

Aber da sind Tage, oder Stunden, an denen ich mich einsam fühle. An denen ich meine Freunde oder meine Familie an meiner Seite haben will. 

Gesellschaft.

Gesellschaft, von Menschen, die dich kennen. Bei denen du dich nicht jedes Mal vorstellen musst, sagen musst, woher du kommst, was du machst, wie lange du bleibst und wie die weiteren Pläne aussehen.
An Tagen wie diesen will ich das Bett ungerne verlassen. Will noch einsamer sein, keinen Kontakt. Kein Smalltalk. Lasst mich in Ruhe.

Es gab sogar Momente, da schrieben mir meine Freunde, ob mit mir alles okay sei, ich wirke so einsam.
Das bin ich vielleicht auch ab und zu.
Und dann beginne ich oft nachzudenken.
Überlege, ob es das Richtige ist, was ich tue.
Ob ich es wirklich will. Noch zwei Monate unterwegs sein, ohne irgendwo wirklich an zu kommen? 

Alleine sein, Menschen kennen lernen, sich anfreunden, sich verabschieden und zu wissen, dass man sich nie wieder sehen wird und womöglich schon in ein paar Wochen in Vergessenheit geraten ist.

Und dann denke ich an meine Familie. Und das schmerzt. Manchmal tut es das.
Denke daran, wie weit weg sie sind. Wie lange es her ist, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben.
Damals am Flughafen, mit Tränen in den Augen. Und wie lange ist es hin, bis wir uns wiedersehen?
Ich habe kein Heimweh. Hatte ich nie. Dennoch: Ich mache mir meine Gedanken.
Sie fehlen einem.

Und ich denke an meinen Freund. Den ich zurück gelassen habe. Der mich aber unterstützt und sich mit mir freut. Dabei war ich doch die, die gesagt hat, dass sie sich aus dem Staub macht. Für ganze 6 Monate.
Ist er manchmal verletzt oder sauer? Dass ich ihn für eine solche Zeit alleine lasse, während ich hier so viel erlebe?
Weiß er, wie dankbar ich für ihn bin? Dass er trotz der langen Zeit bei mir bleibt?

Und nicht zu vergessen; meine Freunde.
Meine Freunde von Zuhause. Meinem Zuhause, am anderen Ende der Welt. Hin und wieder schreibt man sich, tauscht sich aus, fragt nach, erzählt.
Aber vermissen sie mich manchmal so, wie ich es tue?
Denken sie ab und zu an mich? Vergessen sie mich manchmal?
Fehle ich?

Und mein Zuhause. Meine vier Wände.
Der Garten, mein Zimmer, mein Bett.
Mein Zuhause. Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin. Wird es anders sein, wenn ich wieder da bin?

Alleine reisen.
Es ist toll. Es ist eine Erfahrung, eine Aufgabe, eine Challenge. Und es macht Spaß, denn man ist frei, ungebunden und lernt für's Leben. Man erlebt die aufregendsten Sachen, man sieht Neues, jeden Tag.
Man sieht wunderschöne Orte, hat eine tolle Zeit.
Man ist eigenständig, man ist sein eigener Boss.
Man hat die geilste Zeit des Lebens.

Aber wie gesagt, es gibt Momente, an denen es schwer ist.
Aber so ist das.
So sieht es wirklich aus.

Das ist die Realität.

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