Von der Great Ocean Road

"Alrighty legends"
Um die Begrüßung unseres Tourguides zu wiederholen die über das Mikrofon im Bus einige Male zu hören war.
Ich habe eine Tagestour an die Great Ocean Road gebucht, mit dem kleinen aber feinen Zusatz, dass wir den Sonnenuntergang bei den berühmten 12 Apostels erlebten.


Die Wettervorhersage für diesen, und die nächsten Tage, war eher schlecht. Naja, was heißt schlecht? Es war ja nur die Rede von Überflutungen und einem Jahrhundert Regen.
Letztlich hatten wir den ganzen Tag Glück.
Als wir aus Melbourne raus gefahren sind, war die Sicht maximal 100 Meter, und ich denke jeder im Bus hatte recht geringe Erwartungen an die Tour. Doch wir blieben bei so ziemlich jedem Stopp trocken. Natürlich waren die Wolken nicht zu übersehen, aber die Sonne hat sich beim Sonnenuntergang noch einmal kurz blicken lassen.

Aber fangen wir von vorne an:
Der erste Stop war eine Schokoladenfabrik. Warum? Das weiß ich auch nicht so recht.
Es gab kostenloses Probieren, also frage ich nicht weiter nach.




Danach ging es weiter zu einem kleinen Platz, an dem wir ein kleines Mittagessen bekommen haben. Hier war auch das erste Mal die Möglichkeit, die anderen Gäste der Tour kennenzulernen. Wir hatten Leute aus Australien, Deutschland, New York, London, Indien und Japan dabei (falls ich nichts vergessen haben sollte). Ich habe mich direkt mit einigen verstanden und auch unser Tourguide, Chris, ist ein richtig cooler Typ.
Nach einer kurzen Fahrt, begleitet von diversen Eckdaten und Informationen von verschiedensten Dingen an denen wir vorbei gefahren sind, erreichten wir den "Eingang" der Great Ocean Road. (Wobei ich glaube, dass es nur das Fotomotiv für die Touristen ist.)


Die Great Ocean Road ist, mit mehr als 240km, eine der größten Küstenstraßen auf der Welt. Die Straße ist ein Denkmal an die verstorbenen, australischen Soldaten des 1. Weltkriegs.
Erbaut wurde die Straße von den zurückgekehrten Soldaten ab dem Jahr 1918, was sich als technische Meisterleistung heraus stellte, da die Straße ohne maschinelle Hilfe in den Felsen gebaut wurde. Die erste Etappe wurde 1922 fertig gestellt, aber im Jahr 1932 wurde die Great Ocean Road offiziell eröffnet.



Ab da an, war ich die Co-Pilotin des Guides und ich saß auf dem Beifahrersitz. Das bedeutete: Beste Sicht, am meisten Fußraum, viele Gespräche und die besten Lacher seit langem. Es ging entlang an wunderschönen Stränden und traumhaften Häusern. Wir hielten an einem kleinen Weg, auf dem man in der Regel auf Koalas trifft.
Das Erste was wir statt Koalas erlebten, waren Papageien in unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen. Die waren nicht scheu und setzten sich auf unsere Arme und Köpfe.




Nach nur wenigen Schritten über den Weg stoppten wir, denn da hing ein Koala im Baum. Ein kleines, dickes, graues Fellknäuel hing gar nicht mal so weit über uns auf einem Ast und beobachtete uns, so, wie wir ihn beobachteten.
Nicht viel weiter sahen wir einen zweiten Koala, der aber höher in den Baumwipfeln versteckt saß. Meine ersten beiden, freilebenden Koalas!


Nach einem kurzen Stopp, wo wir uns unser Abendbrot für später besorgten, verließen wir die Küste und die Autofahrt führte durch einen Regenwald, und später über eine Straße inmitten riesiger Felder. Immer mal wieder sah man ein einsames Haus irgendwo stehen. Während die anderen in den Reihen hinter uns immer wieder eingenickt sind, haben Chris und ich uns unterhalten. Wir teilen den gleichen Musikgeschmack, was so viel heißt, als dass meine Playlist jetzt um circa 20 Lieder reicher ist. Ich habe lange nicht mehr so herzhaft gelacht, er hat ein paar echt gute Geschichten auf Lager.

Das Ziel der Autofahrt war die sogenannte Shipwreck Coast, die sich über eine Distanz von insgesamt 130 Kilometern erstreckt. Diese Küste hat ihren Namen auch ziemlich verdient, denn es sind dort, sage und schreibe, 638 Schiffe untergangen. Von 240 Schiffen ist die Lage bekannt.
Die Sicht war phänomenal! Die Wellen prallten an die Felsen, der Wind wehte uns um die Ohren und wieder einmal dachte ich mir "Man kann nicht genug von dem Meer kriegen. Man kriegt einfach nicht genug davon."





Dann ging es zur "final destination". Die Twelve Apostels! Der Höhepunkt unserer Tour.
Genau genommen sind es nicht 12. Es waren sogar nie 12. Es waren seit jeher neun Felsen. Im Jahr 2005 ist allerdings ein 50 Meter hoher Felsen zusammen gestürzt. Da waren es nur noch acht.

Dadurch, dass nur wenige, bis gar keine Touren eine "Sunset-Tour" anbieten, hatten wir nur wenige Touristen um uns und konnten in Ruhe zu sehen, wie die Sonne unterging und den Kalkstein der Klippen färbte. Es war, trotz wolkigem Himmel, atemberaubend!
Und, auf die Gefahr hin mich zu oft zu wiederholen, ein neuer Haken an meiner Bucketlist.




Im Dunkeln ging es dann, begleitet von entspannter Musik zurück Richtung Melbourne.
Im Scheinwerferlicht des Busses sahen Chris und ich mitten auf der Straße zwei Augen leuchten.
Er meinte es sei ein Fuchs und steuerte geradewegs auf ihn zu, da Füchse ein riesiges Problem in Australien darstellen. Dann bemerkten wir beide die plüschigen Ohren und bemerkten, dass es ein Koala war.
Chris bremste ab und der Koala machte lockeren Schrittes seinen Weg zurück ins Gebüsch. Ich will ehrlich gesagt nicht wissen, was passiert wäre, wenn es ein Fuchs gewesen wäre...

Nach der Aufregung hat eigentlich der ganze Bus gepennt, das Licht war aus, der Tag war lang, die Musik entspannt. Nur ich habe mich mit Chris unterhalten. Teils mit den Hintergedanken ihn wach zu halten, teils weil es einfach cool war mit ihm zu reden. Auf dem Trip habe ich so viel über Australien gelernt, wie ich nie in der Schule erfahren habe.

In Melbourne angekommen, wurde jeder beim jeweiligen Hotel oder Hostel abgesetzt und wir gingen wieder getrennte Wege. Über Facebook habe ich mich mit einigen verbunden, andere werde ich wohl nie wiedersehen.
Nach so vielen schönen Erinnerungen "Tschüß" zu sagen. Genau wie auf der Outback Tour. Ich mag dieses Gefühl nicht. Aber was muss, das muss.

Ein toller Tag ging spät in der Nacht zu Ende. Ich bin überglücklich und mit erstaunlich viel, vor allem positiver, Energie ins Bett gefallen.

Wer weiß, vielleicht sieht man den Ein oder Anderen ja schon ganz bald wieder...?

Hier ist noch ein kleines Filmchen, was ich geschnitten habe. Es zeigt meine Tour an der Great Ocean Road und den Tag in den Grampians. Ihr könnt bei den Einstellungen die Qualität aufdrehen und auf Vollbild stellen. Viel Spaß!


Die Tour habe ich bei Autopia Tours  bzw Wildlife Tours gebucht. Es ist die selbe Company.
Ich bin so froh, diese Tour gebucht zu haben. Wer aber am nächsten Tag früh raus will und sich gegen die Sunset Tour entscheidet, der sollte die "Reverse" Tour nehmen. Man entgeht den Touristenmassen, da man die gewöhnliche Tour einfach nur umgekehrt macht.
Jeder Dollar war gut investiert in dieser Tour.

Dies ist meine ehrliche Meinung und steht in keinem Zusammenhang mit den oben genannten Unternehmen.
Einfach nur ein guter Rat für alle die, die Great Ocean Road sehen wollen.

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